Leseproben aus "Herbstschatten"

Diese erste Etappe wäre erst einmal geschafft. Hoffentlich konnte ich ein Auto anhalten, denn zu allem Übel würde es bald wirklich stockfinster sein und langsam aber sicher wurde mir immer mulmiger zumute. Das Tageslicht erlosch immer schneller, wenn doch wenigstens Vollmond wäre! Warum hatte ich bloß keine Taschenlampe eingesteckt? Müßig überhaupt darüber nachzudenken, denn das Ding lag, wie so oft, vergessen zu Hause auf dem Küchentisch.

 

Ich lauschte auf die Geräusche, die um mich herum waren. Überall raschelte und knackte es, der Wald wurde lebendig, und ich fand rasch heraus, dass ich mich allein bei Dunkelheit hier nicht wirklich wohl fühlte. Bei Tag liebte ich es, hier zu sein, aber jetzt wurde das Unbehagen übermächtig. Was für Tiere hier wohl lebten? Ich fühlte mich wie gestrandet, in der Wildnis vergessen oder so etwas in der Art, dabei war ich ja nicht gerade weit von zuhause entfernt.

Der Fahrer des Autos hatte mich scheinbar schon gesehen und hielt an. Natürlich, bei meinem Glück, musste es sich um einen Mann handeln, und dazu noch um einen ziemlich großen, wie ich feststellen musste, als er ausstieg. Ich schluckte, versuchte den Kloß in meinem Hals loszuwerden, der sich mit einem Mal wieder dort befand, und mein Herz klopfte wie verrückt. Was, wenn es sich nun um einen Mörder, Vergewaltiger oder so etwas handelte, der auf die Suche nach einem Opfer war? Doch eindeutig war es zu spät für solche Überlegungen, denn langsam kam er näher. Trotz meiner Furcht freute ich mich darüber, nicht mehr allein zu sein, aber ich umklammerte meinen Ast stärker, um mich im Notfall wenigstens verteidigen zu können.